Bern, 23. September 2025
Der Bundesrat hat heute eine Erhöhung der durchschnittlichen Prämie um 4,4 Prozent für 2026 angekündigt. Die Erhöhung ist das Abbild der Gesundheitskosten und zeigt, dass immer mehr Gesundheitsleistungen über die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet werden. prio.swiss ist überzeugt, dass das Gesundheitssystem noch grosses Effizienzpotenzial birgt, zum Beispiel durch eine bessere Versorgungsplanung und damit auch Vermeidung von Doppelspurigkeiten. Zudem müssen die bereits beschlossenen Reformen zügig umgesetzt werden: Die einheitliche Finanzierung und die damit einhergehende Ambulantisierung sowie die Mengenrabatte auf Medikamentenpreisen werden Einsparungen von mehreren hundert Millionen Franken ermöglichen. Darüber hinaus besteht bei der Angehörigenpflege, der psychologischen Psychotherapie und Abnehm-Medikamenten wichtiges Korrekturpotenzial. Vorsicht ist auch beim weiteren Ausbau des Leistungskatalogs in der Grundversicherung geboten.
Mehrere wichtige Reformen werden in den nächsten Jahren umgesetzt und tragen dazu bei, den Anstieg der Gesundheitskosten zu bremsen. Die einheitliche Finanzierung ermöglicht ab 2028 eine beschleunigte Verlagerung der Spitalleistungen in den ambulanten Bereich, der kostengünstiger ist als der stationäre Bereich. Auch werden die vom Parlament beschlossenen Mengenrabatte auf die umsatzstärksten Medikamente Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr ermöglichen.
Kurzfristige Massnahmen in den Bereichen Angehörigenpflege, Abnehm-Medikamente und psychologische Psychotherapie
Der überproportionale Kostenanstieg in den Bereichen Angehörigenpflege, Abnehm-Medikamente und psychologische Psychotherapie erfordert Handeln seitens der Behörden. Im Bereich der Angehörigenpflege erzielen bestimmte Unternehmen dank eines derzeit überhöhten Tarifs sehr hohe Margen zulasten der Versicherten. Eine Senkung des KVG-Beitrags durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist daher notwendig, da dieser Beitrag nicht den pflegenden Angehörigen selbst zugutekommt.
Der Ansturm auf neue Abnehm-Medikamente verursacht hohe Kosten und muss vom Bund analysiert werden. Die aktuellen Vergütungsbedingungen in der OKP sind sehr weit gefasst. Nur die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit starkem Übergewicht oder Adipositas, die eindeutig krankheitsbedingt sind, sollten von der OKP und damit von der Allgemeinheit übernommen werden.
Im Bereich der psychologischen Psychotherapie, die auf Beschluss des Bundesrates seit Juli 2022 im Anordnungsmodell über die OKP abgerechnet werden kann, muss aus Sicht von prio.swiss ein besseres Gatekeeping eingeführt werden. Denn das Kostenwachstum ist einerseits auf die Zunahme von Patienten zurückzuführen. Andererseits ist der derzeitige, von den Kantonen festgelegte Arbeitstarif zu hoch. Er belastet die Versicherten stark und basiert nicht auf effektiven Daten.
Vorsicht ist geboten, bevor der Leistungskatalog erweitert wird
Der Leistungskatalog der Grundversicherung wird immer umfangreicher. Dazu tragen Entscheidungen zahlreicher Akteure bei: BAG, Departement des Innern (EDI), Bundesgericht und Parlament. Einzeln betrachtet können diese Entscheidungen für bestimmte Gruppen von Vorteil sein. Die Entscheiderinnen und Entscheider müssen sich jedoch bewusst sein, dass jede Erweiterung des Leistungskatalogs die Kosten und die Belastung für alle Prämienzahlerinnen und Prämienzahler erhöht.
Es ist mehr Vorsicht geboten, bevor neue Leistungen in den Leistungskatalog aufgenommen werden. Es scheint noch keine kohärente Politik und kein adäquates Monitoring in diesem Bereich zu geben. prio.swiss verlangt mehr Transparenz für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler, welche Entscheide welchen Nutzen und welche Kosten mit sich bringen. Gleichzeitig sind die Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit konsequent anzuwenden. Das betrifft auch Behandlungsmethoden, die im Leistungskatalog schon lange enthalten sind und allenfalls nicht mehr diesen Kriterien entsprechen.
Bessere Versorgungsplanung ermöglicht Einsparungen und steigert Qualität
prio.swiss ist überzeugt, dass in einer verstärkten interkantonalen Versorgungsplanung viel Potenzial für mehr Effizienz und bessere Qualität liegt. Dadurch können mittels Beseitigung unnötiger Doppelspurigkeiten Einsparungen für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler erzielt werden. Dank der Spezialisierung der Einrichtungen kann zudem auch die Qualität für die Patienten verbessert werden. Die einheitliche Finanzierung wird dazu beitragen, dass künftig auch der ambulante Bereich stärker in die Versorgungsplanung der Kantone miteinbezogen wird. prio.swiss wird sich auch in dieser Frage weiterhin den Dialog mit den Kantonen suchen und sich für entsprechende Verbesserungen für die Versicherten einsetzen.
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